Geruchsstoffe für Hunde: Was du bei der Wahl des Geruchs beachten solltest

Anis, Gummi, Geld, Knochen, Kot, Sprengstoff, Drogen, geschützte Tiere, Bettwanzen, Schimmel……. die Liste der Gerüche, die Hunde aufspüren ist lang. Jeder Duft, so scheint es, ist als Geruchsstoff geeignet.

Nun, eigentlich ist das auch so.

Eigentlich!

Einige Punkte gilt es dennoch zu beachten:

Erstens

und ich denke, das erklärt sich von selbst ….. Der Geruch muss ungefährlich und erlaubt sein.Somit scheiden Drogen und Sprengstoffe genau so aus, wie ätzende Flüssigkeiten und Gase.

Zweitens

Futter, Leckerchen oder ähnliches eignet sich nicht als Geruchsstoff.Verstehe mich nicht falsch. Es spricht absolut nichts dagegen, bei einem Schnüffelneuling mit Futtersuche zu starten.Es erleichtert den Einstieg. Essbares zu finden, liegt unseren Fellnasen im Blut.Viel schwieriger aber ist es, einen Geruch zu finden, der zunächst bedeutungslos ist.Genau darum geht es bei der Geruchsstoffsuche. Dein Hund muss erst lernen, dass der zu suchende Geruch lohnenswert ist. Dazu wird er mit einer für ihn tollen Belohnung verknüpft. Wir bezeichnen dies als »Geruchskonditionierung«.Was du zur Konditionierung nutzt – Spielzeug oder Leckerchen oder was anderes – hängt vor allem von den Vorlieben deines Hundes ab. Die Vor- und Nachteile der Konditionierungsmöglichkeiten werde ich in einem anderen Beitrag gesondert herausarbeiten.

Drittens

Ein Geruch, den dein Hund abstoßend findet, ist nicht geeignet.Viele Gerüche, die uns gefallen, ekeln deinen Hund eventuell an. Darunter fallen blumige und zitronige Düfte. Daher rate ich dir, deine Auswahl zunächst zu testen.Halte ihm deinen Wunschgeruch hin -nicht direkt vor die Nase, sondern einige Zentimeter entfernt davon. Wie verhält sich dein Hund?Schnuppert er aus der Distanz? Kommt er näher, um es zu untersuchen? Schnuppert er sogar etwas intensiver? Kannst du ihn noch einmal anlocken, wenn er sich vom Geruch abwendet? Super, dann ist es die richtige Wahl.Bitte beachte: Teste einen Geruch nicht minutenlang oder mehrmals hintereinander. Es reicht ein kurzer Versuch.Wenn du den Duft öfters hinhältst, ist es wenig verwunderlich, wenn er nicht mehr daran riecht. Vermutlich denkt er: “Was soll der Quatsch. Warum hältst du mir ständig das Ding unter die Nase?”Das ist okay. Er weiß es ja noch nicht besser.Wirkt dein Hund direkt zu Beginn des Tests, angeekelt oder verängstigt? Wähle in diesem Fall lieber einen anderen Duftstoff.

Viertens

Ein Geruch mit einer einfachen Duftentwicklung ist gut für den Start. Hierzu zählen zum Beispiel pflanzliche und organische Düfte. Sie haben einen deutlichen, klaren Geruchskegel und sind dadurch leichter aufzufinden.Du kannst sie einzeln oder als Mischgeruch verwenden. Würdest du z. B. eine Anis-Fenchel-Kümmel- Mischung wählen, lernt dein Hund direkt alle drei Komponenten kennen. Nach erfolgreicher Konditionierung auf den Mischgeruch kann dein Hund die Gerüche einzeln oder in Kombination auffinden.Neben den »einfachen« Gerüchen gibt es »schwierige«. Materialien wie z. B. Metalle. Diese können Hunde schlecht orten. Sie geben aufgrund ihrer Beschaffenheit wenig Eigengeruch ab. Dafür lösen sich Anhaftungen leicht von der Oberfläche.Dies führt schnell zu falschen Verknüpfungen. Dein Hund lernt nicht den Metallgeruch kennen, sondern die Anhaftungen, also deinen Geruch. Du kannst dich noch so bemühen, aber so lange du selbst die Suche anlegst, werden die Suchobjekte auch nach dir riechen. Tees und ätherische Öle haben einen intensiven Geruch. Unser menschlicher Duft spielt da nur eine untergeordnete Rolle. Bei metallischen Gerüchen hingegen ist die Gefahr groß, dass sich dein Hund hauptsächlich auf deine Anhaftungen konzentriert. Aus diesem Grund rate ich dir auf Metall, Silber, Porzellan und ähnliche Gerüche zum Trainingsbeginn zu verzichten. Später, wenn dein Hund Erfahrungen mit der Geruchsstoffsuche gesammelt hat, sind auch schwierige Gerüche möglich.

Fünftens

Gerüche, die die Umgebung kontaminieren, dürfen nicht pur verwendet werden. Hierzu zählen ätherische Öle und Kräuter. Anfangs nutzten wir in unseren Trainingsgruppen getrocknete Kräuter oder Gewürze. Die fein gemahlenen Substanzen rieselten jedoch aus allen verwendeten Materialien heraus. Selbst mit großer Vorsicht konnte eine Kontaminierung nicht ausgeschlossen werden.

Noch schlimmer verhält es sich mit ätherischen Ölen. Sie sollten nie pur auf eine Oberfläche aufgetragen werden. Sie lösen sich zwar mit der Zeit rückstandslos auf, aber eben erst mit der Zeit. Bis dahin gilt das Suchgebiet als kontaminiert. 

Versuche, geruchsintensive Gerüche auf einen Geruchsträger, wie einen Q-Tipp oder ein Wattepad zu übertragen. Gib diesen in einen Suchbehälter und lege damit eine Suchaufgabe an. Wie du einen Geruchsträger erstellst, zeigt dieser Beitrag:

Geruchsträger selber erstellen

Sechstens

Versuche, bei den Anfangsübungen auf intensive Gerüche zu vermeiden. Auch aus diesem Grund sollte ein ätherisches Öl niemals pur verwendet werden. Es wäre viel zu geruchsintensiv. Durch die Übertragung auf einen Geruchsträger wird die Intensität herabgesetzt. Bei stark riechenden Tees genügt es, den Teebeutel zum Auslüften ins Freie zu legen. Wähle dafür bitte einen trockenen Platz. Alternativ kannst du ihn in ein oder zwei Lagen Küchenkrepp einwickeln und so in einen Suchbehälter geben.Als grobe Richtschnur gilt: ist der Geruch von dir noch leicht wahrnehmbar, dann ist er richtig.Natürlich riecht dein Hund viel besser als du.Bestimmt ist ein Geruch, auch wenn du ihn nicht mehr riechst, noch für die Suche geeignet. Aber aus Erfahrung weiß ich, du wirst dabei unsicher sein. Ist der Geruch wirklich noch da? Was riecht er genau? Um im Training sicher sein zu können, dass dein Hund auf den richtigen Geruch konditioniert wird, musst du ihn noch riechen können.Im weiteren Trainingsverlauf, wenn dein Hund weiß, wonach er suchen soll, kann die Intensität des Geruchs variiert werden. Denke hier nicht nur in Richtung schwacher Geruch – sondern auch in Richtung starker Duft.Vor Jahren habe ich in einem Bericht gelesen, dass ein erfahrener Drogenspürhund eine große Menge Kokain nicht angezeigt hat. Er war Monate lang auf dezente Duftnuancen trainiert worden. Das Training war so intensiv, dass er starke Gerüche als nicht relevant abgespeichert hat. Natürlich hatte er das Kokain registriert. Er zeigte es aber nicht an, weil der Geruch zu stark war. Seitdem ich das weiß, variiere ich bei meinen Verstecken die Intensität der Gerüche.

Siebtens

Bleib zu Beginn bei einem Geruch. Bau die Geruchskonditionierung langsam auf und festigen sie gut. Erarbeite mit deinem Hund verschiedene Schwierigkeiten. Mögliche Trainingsinhalte stelle ich dir in einem der nächsten Blogartikel vor.Der konkrete Geruch erleichtert die Konditionierung. Ja macht sie sogar erst möglich. Wechselst du den Duft am Anfang häufig, wird dein Hund die Aufgabe nur schwerlich verstehen. Bei einem konkreten Geruch kann sich dein Hund ganz auf die Sucharbeit konzentrieren. Zweifel, ob es sich um den richtigen Duft handelt, werden nicht aufkommen.Erst, wenn dein Hund in der Lage ist, den Geruch unter Ablenkung in unterschiedlichsten Situationen zu finden, kann ein weiterer Geruch hinzugenommen werden. Diesen lernt dein Hund viel schneller kennen. In der Regel reicht eine Trainingseinheit aus,Ob er den neuen Geruch auswendig lernt oder eine Geruchsprobe zum Einsatz kommt – darüber zu einem anderen Zeitpunkt mehr.Wie du siehst, ist die Wahl eines Geruchsstoffe nicht ganz unkompliziert. Zu welchen Gerüchen kann ich dir raten? Nun am besten zu den Düften, die wir in den Trainingsgruppen bereits ausgiebig verwendet haben:

Anistee

  • am einfachsten in der Anis-Fenchel-Kümmel Mischung,
  • gibt es in fast jedem Discounter zu kaufen
  • ist einfach in der Handhabung.
  • Nicht für lang angelegte Suche geeignet
  • Kontaminierung etwas länger als bei dem unten erwähnten Naturkautschuk, aber kürzer als beim Öl
  • für den Einstieg eine gute Wahl

Ätherisches Anisöl

(aber auch Lavendel, Birke oder Basilikum) –

  • kann nicht direkt verwendet werden.
  • Der Geruch wird auf Geruchsträgern übertragen.
  • Sorgfalt in der Anwendung, um falsche, oft langanhaltende Kontaminierungen zu vermeiden –
  • sehr gut für Versteck, die für einen längeren Zeitraum angelegt werden.

Naturkautschuk

als Gummiring oder in kleinen Streifen

  • sehr praktisch in der Handhabung –
  • bei vielen Hunden beliebt, da es auch oft in Spielzeugen vorkommt –
  • am besten im Internet zu kaufen –
  • Kontaminierung nur kurzfristig – damit auch pur ohne Geruchsbehälter auszulegen
  • gut für Verstecke geeignet, die über eine längere Zeit hinweg angelegt werden.

Wie ist es bei dir? Hast du dich bereits auf einen Geruch festgelegt? Welchen hast du gewählt? Schreib mir gerne in die Kommentare.

0 0 votes
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments
0
Would love your thoughts, please comment.x
Cookie Consent mit Real Cookie Banner