Das Online-Training hat sich bei vielen Bildungsangeboten etabliert und ist dort zur gängigen Technik geworden. Am Hundetraining online teilzunehmen ist indes für die meisten Hundebesitzer noch ungewöhnlich. Sie stehen dieser Trainingsform eher skeptisch gegenüber. Ich muss gestehen, ich dachte genauso, bevor ich den ersten Kurs belegt hatte.
Als Mecki unser Terrier in die Pubertät kam, entdeckte er neben dem Reiz des anderen Geschlechts auch die Liebe zu allem, was in Wald und Wiese herum kreucht und fleucht. Da ich weder Lust auf Hasenbraten hatte, noch wild darauf war eine Rehkeule zu verspeisen, konnte ich ihm leider nicht gestatten seine natürlichen Triebe auszuleben. Um ihm eine Alternative bieten zu können habe ich angefangen mich für Nasenarbeit zu interessieren.
Bei meiner Recherche stieß ich eines Tages im Internet auf das in Amerika beliebte K9 Nosework. Die Beschreibung klang perfekt, nur war es in Deutschland noch gänzlich unbekannt. Was tun? Mal eben über den großen Teich schippern und sich vor Ort einarbeiten lassen? Nein, das kam nicht infrage. Die einzige Möglichkeit, um mehr über die erforderlichen Trainingsschritte zu fahren, war die Teilnahme an einem Onlinekurs. Kann das wirklich funktionieren? Kann man auf diese Weise eine neue Beschäftigung mit seinem Hund erlernen? Das ganze auch noch auf Englisch. Ich war mehr als skeptisch.
Mittlerweile habe ich nicht nur einen, sondern gleich eine ganze Hand voll Onlinekurse, Seminare und Webinare besucht und kann sagen: Ja man kann darüber eine neue Trainingsvariante erlernen und das sogar sehr gut. Gegenüber dem Präsenzunterricht bietet es sogar einige Vorteile.
Schauen wir uns erst einmal an, was das Tolle an einem offline Training ist. Ganz klar, der Trainer ist vor Ort und kann vermeidlich direkt eingreifen, wenn es mal schiefläuft. Aber kann er das wirklich? Bei einem Einzeltraining bestimmt. Nur sind die wenigsten Angebote im Beschäftigungsbereich im Einzelmodus aufgebaut. Normalerweise finden sie in einer Gruppe statt und auch wenn man Trainern magische Fähigkeiten zuspricht, können sie mit ihren Augen nicht überall sein. So kann es passieren, dass sie trotz leibhaftiger Anwesenheit etwas übersehen.
Nichtsdestotrotz vermittelt die gefühlte Nähe zum Trainer bei gänzlich unerfahrenen Hundebesitzern ein Sicherheitsgefühl, was ein Onlinekurs in dieser Weise nicht vermag.
Wer jedoch auf dieses heimelige Gefühl verzichten kann, weiß bald die Vorzüge eines Onlinetrainings zu schätzen. Aber was sollen denn das jetzt für Vorzüge sein. Ich kann hier gleich 6 gute Gründe nennen, wobei diese Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.
Wer den Hundeplatz direkt vor der Tür hat, mag mit dem Zeitaufwand kein Problem haben, aber jemand wie ich, der für einige Sportangebote schon mehr als 20 Kilometer Wegstrecke in Kauf nehmen musste, weiß es durchaus zu schätzen, dass er keine Zeit für die Hin und Her Fahrerei opfern muss. Auch Wartezeiten bis man endlich an der Reihe ist entfallen komplett.
Ein Onlinekurs ist nach Möglichkeit so konzipiert, dass man die vorgeschlagenen Aufgaben in den heimischen 4-Wänden, im eigenen Garten oder auf der Gassigehstrecke einüben kann. Ich bin also unabhängig, was die Wahl des Ortes anbelangt. Ich kann mir frei überlegen, an welcher Stelle mein Hund am besten arbeiten kann.
Es gibt Hunde, für die ist ein Aufenthalt auf einem Hundeplatz oder in belebten Umgebungen mit Stress verbunden. Vielleicht haben sie Probleme mit anderen Hunden, vielleicht sind sie geräuschempfindlich oder sind generell mit Umweltreizen überfordert. Ich kenne viele ängstliche Hunde, die im Training Schwierigkeiten hatten, sich zu konzentrieren, weil sie die ganze Zeit damit zubrachten, die Umgebung zu scannen. Oft stehen die Besitzer dann enttäuscht vor mir und klagen: Zu Hause macht er das alles ganz toll. Diesen Hunden kann durch eine freie Wahl des Trainingsortes viel Stress genommen werden.
Vielen Menschen fällt es schwer alleine zu arbeiten. In der Gemeinschaft ist es doch viel schöner. Aber wer sagt denn eigentlich, dass Onlinetraining unbedingt alleine vonstattengehen muss. Niemand verbietet es einem, mit seinen Hundefreunden gemeinsam an einem Kurs teilzunehmen.
Beim Gassigang kann man die Übungen zusammen besprechen und wenn die Gruppe Lust hat, kann man sich zu gemeinsamen Übungseinheiten treffen. In der vertrauten Gruppe übt es sich gleich viel besser und die zusätzlichen paar Augen entdecken womöglich den ein oder anderen Trainingsfehler. Andersherum kann es für manche Hunde sogar besser sein alleine zu arbeiten, weil sie vielleicht Angst oder Aggressionen gegenüber anderen Hunden oder Menschen zeigen.
Nicht den Zwang zu haben auf dem Hundeplatz in einer Gruppe arbeiten zu müssen, kann für Hund und Hundeführer gleichermaßen befreiend sein. Für diese Teilnehmer und alle, die keine befreundeten Hunde, Menschen haben, mit denen sie gemeinsam trainieren, können bieten die meisten Kurse eine Community an.
In dieser findet man sich mit Gleichgesinnten zusammen und kann Trainings, Erfahrungen und Probleme austauschen. Hat man erst einmal die Hemmung überwunden, auf diese Art und Weise mit anderen Menschen zu kommunizieren, können sich sogar Freundschaften entwickeln. Es bedarf beim ersten Mal nur ein wenig Mut.
Dies ist für mich der ausschlaggebendste Faktor. Ich bin Hundetrainer. Natürlich finden meine Trainingseinheiten dann statt, wenn meine Kunden Zeit haben. Nach Feierabend oder am Wochenende. Natürlich machen das andere Hundeschulen nicht anders. Da ich mich nicht zerteilen kann und auch Zeitreisen noch nicht erfunden worden ist es für mich daher fast unmöglich selber mit meinen Hunden an Kursen teilzunehmen. Ohne die Onlineangebote würde ich nur schwer in den Genuss einer Weiterbildungsmaßnahme kommen.
Vielen meiner Kunden geht es da nicht anders. Da kann am Folgekurs nicht teilgenommen werden, weil dieser auf einen anderen Tag fällt. Dummerweise auf einen, an dem die Arbeitszeiten länger sind, oder sie können nur alle 14 Tage teilnehmen, weil sie im Schichtdienst arbeiten oder kommen völlig gestresst am Platz an, weil der Stau heute wieder zäher war wie vermutet. Welch ein Luxus ist es doch ohne festen Zeitdruck in aller Ruhe in der Freizeit die Übungen zu starten.
Kennt ihr das auch? Ihr steht auf dem Übungsgelände, lauscht den Ausführungen des Trainers und alles scheint ganz sinnvoll und logisch zu sein. Beim Versuch die Übung mit dem Hund zu absolvieren hast du festgestellt, dass noch Trainingsbedarf besteht und daher nimmst du dir vor es am nächsten Tag noch einmal zu wiederholen. So weit, so gut. Du fährst nach Hause und genießt den Abend.
Am nächsten Tag weißt du noch, dass du etwas wiederholen wolltest. Aber was war das noch mal genau? Wie ging die Übung nochmal? Wie sollte das Leckerchen gehalten werden, wie war nochmal die richtige Körperhaltung, welches Kommando habe ich dafür verwendet? Ok zugegeben, ich komm mir öfters wie ein zerstreuter Professor im Vorruhestand vor. Um so mehr weiß ich es zu schätzen, dass ich beim Onlinekurs jederzeit auf die Übungsmaterialien zugreifen kann. Viele Plattformen gibt es sogar als App, um sie sogar draußen immer griffbereit zu haben.
Beschäftigungsangebote für Hunde gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Regelmäßig werden neue Varianten kreiert. Über die einschlägige Presse, Facebook oder Instagram kann man sie entdecken. Nur zu dumm, dass nicht jedes Trainingsangebot direkt vor der Haustür liegt. Mal eben von Hamburg nach München zu fahren, um ein Seminar zu besuchen, mag noch funktionieren, aber jede Woche an einer Trainingsstunde teilzunehmen ist utopisch.
Online Kurse bieten uns die Möglichkeit den Hundetrainer in unser Wohnzimmer zu holen von überall aus der Welt. Nun mag höchstens noch die Sprache eine Barriere sein. Und was, wenn es mal nicht gut läuft? Je nach Kursart werden bei Schwierigkeiten Kontaktmöglichkeiten zur Verfügung gestellt. Ob diese direkt über einen Videochat oder mithilfe von Trainingsmitschnitten und E-Mail Kontakt zur Verfügung gestellt werden, hängt von der Form des Kurses ab.
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass die Kommunikation auf diese Weise besser funktioniert, wie man denkt. Hat man sich erst einmal überwunden seinen Astralkörper in die Kamera zu stellen, ist es gar nicht mehr so schlimm und wenn man das ganz und gar nicht möchte bleibt immer noch die Möglichkeit nur den Hund abzulichten.
Wie ihr seht, gibt es gute Gründe, die für die Teilnahme an einem Online-Kurs sprechen. Mich hat das Angebot auf jeden Fall überzeugt. Wenn ihr es auch einmal probieren möchtet, wünsche ich euch viel Spaß und viele neue Inspirationen.