In dieser Woche gab es mehrere traumhafte Wintertage. Raureif, die Sonne schein – ich liebe so ein Wetter. Mein Hund auch. Allerdings glaube ich aus etwas anderen Beweggründen.
Bei solchen Wetterbedingungen, klebt mein Hund mit der Nase am Boden. Er wirkt, als wäre er in seiner eigenen Welt gefangen. Er muss alles minutiös, bis aufs kleinste Teil, Quadratmillimeter für Quadratmillimeter absuchen. Er macht mich damit manchmal wahnsinnig.
Wenn du auch so einen Hund hast – du darfst gerne unter diesem Kommentar dein Leid klagen – dann hast du dich vielleicht schon mal gefragt, warum das eigentlich so ist…..
Ok, du hast es dir wahrscheinlich schon gedacht. Es liegt am Wetter. Aber was genau passiert denn da eigentlich? Nun… Flüssigkeiten in der Luft binden Gerüche. Haben wir nun Frost, friert diese Feuchtigkeit. Der Geruch wird praktisch an Ort und Stelle konserviert.

Scheint den Tag über die Sonne, taut der gefrorene Boden wieder auf und die Gerüche werden in die Atmosphäre freigesetzt. Aufgrund der kalten Luft wird es aber nur wenig weiter transportiert. Kalte Luft bewegt sich sehr langsam vorwärts und somit haben wir eine große Geruchskonzentration an Ort und Stelle. Dabei riecht der Hund aber nicht nur einen Geruch, sondern mehrere überlagerte Gerüche. Da waren vielleicht am Abend ein paar Kaninchen auf der Wiese, die lustig herumgetollt sind. Am frühen Morgen ist Nachbars Struppi, den mein Hund eh nicht aufstehen kann, dort entlanggelaufen und eine nette Hündin war in der Zwischenzeit auch noch unterwegs.
Was haben sie alle dort genau gemacht? In welcher Stimmung waren sie? Durfte Struppi wieder seinen Ball jagen oder hat er womöglich mit der netten Hundedame geflirtet? So vieles, was es zu ergründen gilt. Vor dem inneren Auge meines Hundes entsteht eine ganze Geschichte. So spannend, als würden wir einen Krimi schauen und wie wir uns auch nur schwierig von spannenden Situationen im Fernsehen lösen können, so können unsere Hunde sich halt nur schwer von solchen Geruchs-Puzzlen lösen.

Was bedeutet das für unsere Sucharbeit? Wie verhält es sich, wenn wir uns bei diesem Wetter zum Suchen aufmachen?
Sind diese Temperaturen eigentlich einfacher oder eher schwieriger? Vermutlich sind sie schwieriger. Aus mehreren Gründen:
- Wegen der geringen Ausdehnung des Geruchs ist er zwar sehr intensiv an der Geruchsquelle vorhanden, aber er verteilt sich nicht großartig. Wenn wir den Hund in die Suche schicken, dann laufen sie herum und versuchen Witterung aufzunehmen. Bei hohen Temperaturen kann es passieren, dass er die Witterung schon sehr früh in die Nase bekommt, weil sich der Geruch weit ausgedehnt hat. Bei niedrigen Temperaturen hingegen bleibt er an Ort und Stelle. Unsere Hunde müssen also viel genauer suchen, damit sie den Geruch überhaupt wahrnehmen können.
- Der Geruch konkurriert mit einer Vielzahl anderer Gerüche. Aus dieser Vielzahl von Gerüchen den zu Suchenden herauszufiltern ist anstrengend und schwer. Gerne lässt man sich dann ablenken.
Das ist so ähnlich, als würden wir bei Facebook etwas suchen. Wie oft lassen wir uns von unserem Vorhaben abhalten, weil wir unbedingt noch das lustigen Katzenvideo ansehen oder einer heißen Diskussion zum Essverhalten unsere Vierbeiner folgen müssen. Unseren Hunden ergeht es dabei genauso. Auch sie lassen sich ablenken von den herum gelaufenen Kaninchen und Nachbars Struppi und der ach so tollen Hündin. Und schwups ist die eigentliche Aufgabe vergessen.
Wenn du also das nächste Mal bei solchen Wetterbedingungen in die Suche gehst, dann sei dir dessen bewusst. Gib deinem Hund auf der einen Seite Zeit, die Gerüche auseinander zu klamüsern. Auf der anderen Seite versuch aber auch deinen Hund zu lesen und zu erkennen, wann er gerade mal wieder gedanklich abdriftet. Du darfst ihn dann gerne noch mal an seine Arbeit erinnern.
Ist er fündig geworden, dann belohne ihn überschwänglich, damit er merkt, dass sich die ganze Arbeit auf jeden Fall gelohnt hat. Ich wünsche dir und deiner Fellnase einen wunderschönen, sonnigen Tag. Genieße ihn. Wer weiß, wann die Regenphase wieder beginnt.